18. August 2018

Ein Kräuterwisch - zum Segen für Mensch und Tier, für Haus und Hof...



Meine Lieben,

kennt Ihr den Brauch, zu Maria Himmelfahrt, einen Kräuterwisch zu binden?
Wir  - der Obst- und Gartenbauverein Werbeln - dessen 1. Vorsitzende ich seit dem Frühjahr bin, wollen diese alte Tradition wieder aufleben lassen. 

Und so haben wir uns am Dienstag auf den Weg gemacht, um Wildkräuter für einen solchen Kräuterwisch zu sammeln. 

Es war recht schwierig und die Auswahl nicht besonders groß, denn sowohl die Hitze der letzten Wochen, als auch die Dürre haben der Natur ganz schön zugesetzt.

Ich hatte mir im Vorfeld einige Stellen angeschaut und zuletzt waren wir dann 
in der Flussaue der Saar...Dort war noch einiges zu finden...
Aus dem Garten hatte ich auch noch einige Kulturkräuter mitgebracht,
und so konnten wir dann doch etliche schöne Kräuterwischs "zaubern".




 Was gehört nun in einen solchen Kräuterwisch? Vornehmlich sollten es Heilpflanzen sein. Aber auch Küchenkräuter, Getreide und Blumen, wie z. B. eine Rose, eine Lilie oder eine Sonnenblume können mit eingebunden werden.

 Viele dieser Pflanzen haben neben ihrer Heilwirkung auch noch eine symbolische Bedeutung.
So steht die Königskerze für Christus, der Weißdorn, die Artemisa-Gewächse und die Rose sind der Muttergottes geweiht...


 

Auch einige alte, aus völkischem Aberglauben geborene Bedeutungen werden vor allem von Älteren immer wieder erzählt:
Die Eberraute (Artemisia abrotanum) hielt man früher für ein Zauberkraut. Das an die Schürze der Angebeteten gebunden, diese zumindest für einen Kuss gewogen machen sollte...




Die Wegwarte, ein Zichoriengewächs und eine der Bachblüten „Chicory“. Sie steht voll im Zeichen der Mutterliebe.  Zur Gesundung wird sie vor allem zur Stärkung der Verdauungsorgane eingesetzt, und aus ihren Wurzeln wird Kaffee-Ersatz hergestellt.




Das Gewöhnliche Leinkraut galt in früheren Zeiten auch als Zauberkraut, und wurde zum Schutz für Babys in die Wiege gelegt. Seine Heilwirkung liegt in harntreibender und abführender Wirkungsweise.




Die Goldrute wirkt gegen Steine und ist entzündungshemmend. Das prädestiniert sie zum Einsatz bei Blasen und Nierenleiden. Da sie durch ihre gelbe Farbe zu den Sonnenkräutern zählt, schenkt sie Licht und wärmende Energien. Dadurch soll unser Selbstbewusstsein gestärkt werden.
 
Der Blutweiderich hat als Heilpflanze eine blutstillende und bakterizide Wirkungsweise. Als Blütenessenz (ähnlich den Bachblüten) soll er zur Selbstverantwortung, Individuation, Offenheit und Unabhängigkeit beitragen.  Diese Auflistung über die verschiedensten Kräuter könnte ich noch sehr viel weiter fortführen, aber für heute will ich es dabei belassen...




Am darauffolgenden Feiertag (Hier im Saarland ist das ein Feiertag!) haben wir dann unsere Kräutersträuße (Kräuterwischs) in der Messe segnen lassen. In einem Orteil unserer Gemeinde fand eine Messe am Waldrand an einer Kapelle, also im Freien, statt. Das war besonders stimmungsvoll!





Einen solchen Kräuterwisch begleiten meist viele Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte...
Er wird im Haus (früher auch im Stall) aufgehängt und soll vor allem Übel bewahren...
Mindestens bis Aschermittwoch, längstens bis Gründonnerstag verbleibt er dort.
Und dann wird er nicht einfach entsorgt. Nein, er wird verbrannt. 
Und die Asche wird dann auf die Felder oder auf die Gartenbeete gestreut...
...so viel zum Brauchtum...




Dies ist mein Kräuterstrauß. Ihn sende ich jetzt noch an Holunderblütchen,

und wünsche damit gleichzeitig Euch Allen, von ganzem Herzen, Gottes reichen Segen.

Habt ein schönes Wochenende

und alles Liebe



Eure Heidi










13 Kommentare:

  1. Puhhh was du alles über die Kräuter weiß, beachtlich! Bei uns dürfte man draußen sicher auch nichts mehr finden, es ist so trostlos, alles ist abgestorben und verdorrt. Gibt es auch Kräuter für fruchtbares Land und Regen?
    Liebe Grüße Achim

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    1. Lieber Achim,
      für Regen wüsste ich leider auch kein Kraut, aber für fruchtbareres Land schon...Da wäre z. B. die Phacelia -auch Bienenfreund- genannt. Sie ist eine ganz wunderbare "Gründünger-Pflanze"! Sie wächst nach der Aussaat sehr rasch und hat ihren höchsten Stickstoffwert leider schon vor der Blüte erreicht. Ich liege da immer im Clinch mit mir, denn es stellt sich die Frage Stickstoff für den Boden oder Nektar für die Bienen...Meist entscheide ich mich für die Bienen, denn auch nach der Blüte hat die Pflanze immer noch Stickstoffanteile, nur nicht mehr in der Konzentration wie vor der Blüte...Ich schneide (bei größeren Flächen, als bei mir, kann man die Phacelia natürlich auch abmähen) die krautige Pflanze also nach der Blüte ab, lasse sie auf dem Beet liegen und arbeite sie in den Boden ein, sobald sie angetrocknet ist. Aber neben der Humusbildung, die ich hierdurch erreiche, hat die Aussaat der Pacelia noch weitere Vorteile: unsere Böden werden durch die Wurzeln gehalten (es kommt zu keiner Erosion!) und sie sind vor dem Verschlämmen geschützt! (Aber das brauchen wir in diesem Sommer ja sowieso nicht zu befürchten...seufz!) Weitere Vorteile sind, dass eventuell verdichtete Böden aufgelockert werden, Bienen und Insekten ein reiches Nahrungsangebot finden und das ungeliebte Wildkräuter sich nicht auf ansonsten vielleicht brach liegenden Flächen ausbreiten können. Alles in allem ist die Aussaat von Phacelia eine richtig gute Sache...einziges Handicap -vor allem in diesem Sommer- die Saat muss ca. 14 Tage gleichmäßig feucht gehalten werden...Das ist eine wohl nicht zu unterschätzende Herausforderung...
      Ich wünsche uns allen wundervollen sanften, aber ergiebigen Landregen, und dann die Möglichkeit unsere Böden wie oben beschrieben zu verbessern.
      Alles Liebe
      Heidi


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  2. Servus Heidi, oh so ein schöner Brauch. Der Buschen schaut sehr schön und natürlich aus.
    Lg aus Wien

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  3. ...ja diesen Brauch kenne ich, liebe Heidi,
    hier werden die Sträußchen auch gebunden...sogar die Kinder machen das beim Ferienspaß, das finde ich toll, dass sie so mit Spaß Wissen über die Kräuter vermittelt bekommen,

    liebe Grüße Birgitt

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  4. Diesen alten Brauch kenne ich eigentlich auch - schön, von DIr wieder daran erinnert zu werden, liebe Heidi!
    Es geht leider so vieles immer im Alltag unter, der irgendwie geschafft werden musz...
    Eine Messe im Freien - das wäre auch etwas für mich/uns! Und eine Ebnerraute habe ich auch im Garten (die Pflanze im Klostergarten Michaelstein gekauft, weil sie so wunderbar duftete dort), aber mein Schatz brauchte mir noch keine an die Schürze zu heften ;)
    Leider ist diesjahr alles vertrocknet, wir hatten immer noch keinen Regen, seit Ostern nicht mehr, seufz!
    Einen wunderschönen Sonntag wünscht Dir
    Mascha

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  5. Mein Kräuterbuschn sah dieses Jahr auch erbärmlich aus. Die Kräuter in meinem Garten sind ziemlich vertrocknet. Also gab es dieses Jahr ein sehr bescheidenes Sträußchen!
    Viele Grüße von
    Margit

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  6. Liebe Heidi,

    das machen nur die Katholiken, wir sind evangelisch, auch die Gegend, in der ich wohne, überwiegend - daher ist es hier nicht üblich. Aber gehört habe ich schon davon, seit ich mich mit Maria Trebens Werken beschäftigte.

    Bei uns wuchs auch nicht mehr allzuviel, auch im Garten war es schwierig, weil das Wachstum einfach stockte. Da änderte auch meine tägliche Bewässerung nichts dran.

    Nette Geschichten, wie das mit der Eberraute. ;-) Die Menschen waren doch sehr abergläubisch. Aber die Heilkraft der Heilpflanzen ist unbestritten!

    Eine Wegwarte zeigte sich sogar in meinem Garten, allerdings in minature, ich war ganz erstaunt!

    Findest Du bei Dir denn die Echte Goldrute? Ich kann das auf den Bildern leider nicht gut erkennen. Hier wächst nur die Kanadische Goldrute und die ist ja, was die Heilkräfte betrifft, in keiner Weise mit der Echten Goldrute zu vergleichen, soweit mir bekannt.

    Schade finde ich, dass so viele gezüchtete Formen in die Gärten Einzug halten, ob vom Frauenmantel oder Blutweiderich oder anderen Gewächsen. Jetzt sah ich sogar in einem Blog eine farblich anders gezüchtete Wilde Möhre. Ist Dir bekannt, inwiefern sich die Heilwirkung solcherart veränderter ursprünglicher Heilpflanzen verändert?

    Ich finde es aber schade, wenn die Kräuter einfach verbrannt werden. Man könnte sie doch gut zerrebeln und in Dosen geben, um sie ggfs. später zu Heilzwecken einzusetzen.

    Liebe Grüße
    Sara

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    1. Liebe Sara,
      zuerst zu Deinen Fragen: Die Echte Goldrute (auch Gewöhnliche oder Gemeine Goldrute genannt) ist bei uns auch kaum noch zu finden...Die Kanadische hat mit ihrer invasiven Art die unsrige fast verdrängt. Aber jetzt eine gute Nachricht: die heilenden Wirkstoffe dieser Goldruten sind fast alle gleich, mit minimalen Unterschieden. Von daher kann die weitverbreitete Kanadische Goldrute genauso verwandt werden, wie die einheimische.
      Jetzt zu den Zuchtformen verschiedener Heilpflanzen: Also eine generell für alle geltende Antwort kann ich hier nicht geben. Aber es ist wohl meist so, dass die gezüchteten Formen oftmals deutlich geringere bis keine Heilstoffe mehr beinhalten. Sie wurden unter optischen Gesichtpunkten gezüchtet, auf die Heilwirkung wurde dabei leider kein Wert gelegt...So auch bei dem Mutterkraut. Ich habe beide Sorten im Garten: die ursprüngliche Form mit all ihren heilenden Wirkstoffen und die Zuchtform mit unzähligen gefüllten kleinen Pomponblüten - allerdings ohne jegliche heilende Wirkungsweisen...Und da meint der Mensch, er sei die Krone der Schöpfung und intelligent...
      Ich verkneife mir weitere Bemerkungen...
      Dir alles Liebe
      Heidi

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    2. Danke, liebe Heidi,
      Deinen Kommentar hatte ich schon gesehen und heute auch beantwortet. Falls Du ihn nicht finden solltest, füge ich ihn hier gleich ein:


      So sehe ich das auch, liebe Heidi. Wir Menschen sind eben recht unterschiedlich.
      Und macht nichts, dafür antwortest Du ja jetzt. Ich bin auch nicht mehr so viel hier. Ist ja auch gar nicht gesund, so lange am PC zu hocken.

      Schade, dass man die Echte Goldrute nur noch so selten findet. Ich weiß, daß man sie im Harz finden kann, doch da müßte ich auch erst hinfahren, ist nicht gerade vor der Haustür. Und ich überlege immer, sie anzusiedeln, das müßte doch möglich sein. Was sie bloß verdrängt hat??

      Was diese Zuchtformen betrifft, bin ich auch überzeugt, dass diese nicht mehr DIE Heilstoffe enthalten, wie die ursprüngliche Form. Daher pflanze ich ungern Zuchtformen z.B. von Schafgarbe, in den Garten, da ich Bedenken hätte, dass diese sich mit der Heilpflanze vermischen. Wer weiß, was dabei dann herauskommt.

      Ich kann Dir jedenfalls nur zustimmen ;-)

      Liebe Grüße
      Sara

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  7. Liebe Heidi,
    oh ja, ich kenne diesen Brauch auch noch! Als Kind hab ich die Kräuter dafür mit meiner Oma gesammelt! Sie wußte zu jedem Kräutlein viel zu erzählen! Verbrannt wurde er bei uns allerdings nie, er blieb gerocknet solang hängen oder in einer Vase, bis er auseinanderfiel.Oft hielten sie aber sohar bis zum nächsten Jahr :O)
    Dein Kräuterwisch gefällt mir auch sehr gut!
    Hab einen guten Start in eine schöne neue Woche!
    ♥ Allerliebste Grüße , Claudia ♥

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  8. ein schöner Brauch
    und schön sieht es auch noch aus
    hier von uns kenne ich das nicht

    liebe Grüße
    Rosi

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  9. Wie schön. Wir bekommen jedes Jahr einen Kräuterstrauch von meiner Mama. Ich mag den Duft sehr... Bei uns ist es Brauch, dass der Strauch aus neun Kräutern besteht. Ich glaube, es steht für drei mal die Dreifaltigkeit. Zur Wintersonnwende wird der Strauch bei uns verbrannt - das soll Glück und Sehen bringen...

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